Vielerorts sorgte der Orkan „Friederike“ am vergangenen Donnerstag für Chaos. Insbesondere der plötzliche Unterrichtsabbruch in Stadt und Landkreis Osnabrück verlief nicht reibungslos. Wie lassen sich künftig Unterrichtsausfälle bei derartigen Unwetterwarnungen optimieren? Ein Kommentar.
Der Orkan „Friederike“ gilt als der schwerste Sturm in Deutschland seit „Kyrill“. Genau elf Jahre zuvor ist dieser über das Land hinweggefegt. Acht Menschen starben nun mit „Friederike“. Rund eine halbe Milliarde Euro Schäden vermuten die Versicherer. In und um Wallenhorst verlief das Sturmtief noch relativ glimpflich. Zwar fielen zahlreiche Bäume auf Straßen, Gartenhäuser wehten davon und Dachpfannen wurden von den Dächern gerissen, jedoch sind keine ernsthaften Personenschäden für Wallenhorst und Umgebung bekannt. Der Stromausfall in Wallenhorst war bedingt durch mehrere beschädigte Stromleitungen in Osnabrück und Ibbenbüren.
Unwetterwarnungen gab es schon 24 Stunden zuvor
Während Meteorologen und Medien schon mindestens einen Tag zuvor eindeutige Unwetterwarnungen ausgesprochen haben, reagierten Verantwortliche der Landkreise und Städte wohl viel zu spät. Wetterexperte Jörg Kachelmann äußerte sich entsprechend ungehalten auf seinem Twitter-Account, als die Schulen am späten Vormittag von Stadt und Landkreis den Unterricht vorzeitig beendet haben: „Es ist zum Kotzen, so viel Dummheit und Ignoranz, irgendwas auf dem Höhepunkt des Sturms zu schliessen, ist kaum auszuhalten.“ Kritisch ist hier insbesondere die viel zu späte „Empfehlung für Schulen“ von Stadt und Landkreis Osnabrück anzusehen, die erst am Sturmtag zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr die meisten Schulen in der Region erreichte. Besonders zu kritisieren ist, dass die Verantwortung von Stadt und Landkreis Osnabrück an jeden einzelnen Schulleiter spontan abgegeben wurde. So blieb vielen Rektoren nur eine ad hoc Entscheidung, tatsächlich den Unterricht schnellstmöglich abzubrechen. Für viele Grundschulen hieß dies, dass alle Eltern einzeln telefonisch darüber verständig werden mussten, damit diese ihre Kinder abholen konnten. Kein Kind wurde alleine nach Hause geschickt. Eltern, die ihre Kinder nicht abholen konnten, durften auf die Schulen vertrauen, dass eine Betreuung sichergestellt war. Eine Meisterleistung von allen Grundschulen, die jede Familie während des normalen Unterrichts einzeln telefonisch oftmals vom privaten Handy erreichen mussten. Und zugleich eine völlig unnötige Meisterleistung.
Verantwortung nicht kurzfristig an Schulleiter abgeben
Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen von Stadt und Landkreis Osnabrück sich künftig frühzeitiger absprechen und Unwetterwarnungen in dieser Dimension auch rechtzeitig ernst nehmen. So hätte man bereits am Abend zuvor über einen Unterrichtsausfall für Stadt und Landkreis entscheiden können und müssen. Alternativ hätte man am Sturmtag die Schulen auffordern können, die Schüler bis zum Nachmittag im sicheren Schulgebäude zu betreuen. Durch die ausgesprochene kurzfristige „Empfehlung“, die Schüler vorzeitig zu entlassen, wurden diese einer größeren Gefahr ausgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt traten bereits schwere Orkanböen auf. Die Feuerwehren wurden zu ersten Sturmeinsätzen alarmiert. Man kann nicht so kurzfristig die Schulleiter hierüber entscheiden lassen, zumal an mehreren Schulen die Leitungsstellen vakant sind. Ein weiterer Teil ist zudem erkrankt oder auf Fortbildung. Viele Sekretariate sind zudem nicht täglich besetzt sind, da Schulträger diese oft nur in Teilzeit besetzen.
Unfair ist, welche bösartigen Kommentare in sozialen Netzwerken und in der Kommentarfunktion einer regionalen Tageszeitung daraufhin über Schulleiter und Schulen allgemein geäußert wurden.
Verantwortliche sollten Unwetterwarnungen frühzeitig ernst nehmen
Der Landkreis Osnabrück nimmt sich mit seiner am Donnerstag so kurzfristig ausgesprochenen Empfehlung aus der Verantwortung und verweist auf einen Runderlass des Niedersächsischen Kultusministeriums vom 20.12.2013. In diesem heißt es: „Ist zu erwarten, dass während der Unterrichtszeit extreme Witterungsverhältnisse auftreten, die eine schwerwiegende Gefährdung der Schülerinnen und Schüler auf dem Heimweg erwarten lassen, so entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter über eine vorzeitige Beendigung des Unterrichts.“ Hiermit machen es sich die Verantwortlichen in Stadt und Landkreis jedoch zu einfach, meint jedenfalls unser Kommentator und Herausgeber. Seine Empfehlung in künftigen Situationen: Nehmt die Unwetterwarnungen im Vorfeld ernst und entscheidet frühzeitig! Gebt die Verantwortung über die Sicherheit unserer Kinder nicht viel zu spät an die Schulleiter ab!
F. Ro. – Herausgeber, Symbolfoto: Pixabay / MrsBrown